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Physik verkauft sich leider nicht, daher benutzt der Handel die abenteuerlichsten Geschichten

Die Bewertung von Plattenspieler ob alt oder modern, scheint sich heute immer mehr so zu entwickeln wie im Märchen:   "Des Kaisers neue Kleider" . Es muss nur einer sagen wie toll er klingt und um sich nicht zu blamieren, eifern dem alle fleissig nach, egal ob sie da wirklich etwas heraushören können oder nicht. Soll ja keiner merken, das man keine Ahnung hat wo von der andere gerade spricht oder schreibt. Dazu wird mittels eines völlig absurd hohen Preises versucht entsprechende Qualität zu sugerieren, bei dem der Hersteller einen ca. 1000fachen Gewinn einstreicht. Jetzt verstehen wir auch warum er eigentlich nur 10 Stück im Jahr verkaufen muss um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren.
Heute gibt es selbst bei renomierten Hersteller kaum noch einen Menschen der in der Lage ist die geltende Physik und deren klanglichen Auswirkungen am komplizierten Gebilde Plattenspieler zu erklären.  Die Fachleute sind einfach weg gestorben. Das Wissen ist verloren gegangen. Für die "Entwicklung"  neuer Modelle gilt mehr : Wie kann ich noch mehr Gewinn raus schlagen ?
Die letzte wirkliche Neuentwicklung waren Sony's Biotracer, Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre, die Krone des Plattenspielerbaus. Leider liess sich das nicht mehr toppen und man musste versuchen andere "Vorteile" dem Kunden schmackhaft zu machen. Der Beginn der Abwärtsentwicklung im Plattenspielerbau lässt sich nur all zu deutlich erkennen in diesen Jahren. Das erscheinen der CD 1983 beschleunigt noch mall alles : güldener Zierrat, edle Hölzer, mächtige Teller mit noch monströseren Basen, Gummiriemen anstatt Quartz geregelten DD werden aufgeboten und die miese Qualität als "analoger" Klang dem ahnungslosen Kunden verkauft. Heute weiss man's besser (oder auch nicht).

Darum hier ein Versuch die sehr komplexen physikalisch-klanglichen Zusammenhänge eines "simplen" Plattenspieler halbwegs verständlich zu erklären ! Vorweg erstmal die für mich wichtigste Studie überhaupt zur Schallplattentechnik :

"Audible Effects of Mechanical Resonances in Turntables"  von Bruel+Kjaer in Zusammenarbeit mit Micro-Seiki (wer auch sonst) zur AES Convention in New York 1977.

 AES Paper B+K 1977

Daraus resultierte sicher die innovativ beste Zeit der Plattenspieler Evolution durch angewandte physikalische Erkenntnisse, die dann bei Micro-Seiki auch in entsprechende  Konstruktionen Einzug hielten.Ich benutze daher fast ausschliesslich Micro-Seiki (OEM) Dreher. Die Stereoplay hatte 1986 dazu einige interessante Vergleichstests durchgeführt, bei denen man so ganz nebenbei die physikalischen Gesetzmässigkeiten vom "Plattenspielerklang" entdeckt hatte. Besser "spät" als nie....

Der Linn Mythos entschleiert 9/86


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Ein Plattenspieler folgt den Gesetzen der Physik

 

Ein Plattenspieler ist ein komplexes elektromechanisches Feder-Masse-Schwingsystem !

Bestehend aus fünf in Reihe liegenden Einzelsystemen:
1.) ist die Nadel im beweglichen Nadellager
2.) der Tonarm im Chassis
3.) bilden die beiden 1+2 gemeinsam mit dem Teller+Tellerlager+Chassis

Hinzu kommen die für die Abtastung von hohen Frequenzen für Magnetsyteme unerlässlich als:
4.+5.) der elektrische Schwingkreis des Tonabnehmersystems und die unterstützende Cantilever-Eigenresonanz. Aber die bleiben erstmal aussen vor, da sie sich nur im Hochton >10Khz auswirken.

Die Nachgiebigkeit der Nadel zu 1.) nennt man Compliance. Wenn diese sehr niedrig ist und der Arm "leicht", bleibt dieser nicht stehen, sondern die Nadel nimmt ihn beim hin und her schwingen einfach mit. Die Folge ist eine nur geringe Auslenkung der Nadel, mit der Folge das es kaum Tieftonanteile im Signal gibt.

Das Gewicht des Arms zu 2.) muss also genau zur Federsteife der Nadel passen. Andersrum, wenn der Arm zu schwer ist, "überpaced" die Nadel und es wird dumpf und grummelig da die Auslenkung im Bass extrem hoch wird ohne gebremst zu werden. Im Hochton bereich spielt das alles kaum eine Rolle. Da wirken Schwingkreis 4.) und 5.) im Zusammenspiel mit der Anpassung der Phonostufe.

Der 3.) ist der am schwersten zu verstehende Schwingkreis, da wie man sich denken kann sehr komplex. Er schliesst vereinfacht gesagt, den Tonfluss über die Nadel "kurz". Nach den gleichen akustischen Gesetzen wie bei einer Bassreflexbox über die Grösse und Länge der Bassreflexöffnung, wird damit auch beim Plattenspieler die tiefste wiederzugebende Frequenz festgelegt. Da die meisten Lautsprecher unter 80Hz sowieso nichts nennenswertes mehr an Schalldruck abstrahlen, können das die wenigsten nachvollziehen und meinen das der Mangel an Bass beim abspielen einer Platte schlicht andere Gründe hat und "normal" ist.

Jetzt fragt man sich wie das geht, ist doch die Wellenlänge bei 20Hz ungefähr 18 meter ? Die Schallgeschwindigkeit in festen Materialien ist aber um ein vielfaches höher als in Luft. In Stahl zB. ungefähr Mach 6, bis zu Mach 12 in Beton ! Das heisst die Welle schafft es schnell genug "hintenrum", über Tonarm-Armlager-Chassis-Tellerlager-Teller-Schallplatte, wieder zurück zur Nadel zu sein, bevor die reale mechanische Auslenkung der Nadel wieder in "Nullstellung" ist. Resultat ist eine Auslöschung (Kurzschluss) und/oder Überdeckung (Resonanz). Diese untere Grenze kann auch schon bei 100Hz beginnen wie bei einen PE34, oder bei 60Hz liegen wie bei den alten Philips 212. Da drunter ist Schicht im Schacht, keine tiefere Wiedergabe möglich, egal was für einen Abtaster man verwendet. Abhängig ist sie von der Tellerlagerart, Tellermaterial und Gewicht, Chassismaterial und der Art der Tonarmlagerung, die Einfluss auf die Geschwindigkeit der Schallwelle und deren Dämpfung oder eben Nicht-Dämpfung, sprich Resonanz haben. Letztendlich wird damit bereits die untere Grenzfrequenz und das Impulsverhalten des Plattenspielers im wesentlichen festgelegt. Auch eine seperate Aufstellung des Tonarms über getrennte Basen verhindert nicht die Funktion dieses 3.) Schwingkreises weil es immer eine physische Verbindung zum Teller gibt. Auch über den Fußboden ! Da es sich um mehrfache Überschallgeschwindigkeit (Ausbreitungsgeschwindigkeit=Mach 12 in Beton) handelt, ist auch die Wegstrecke ohne Belang. Wie man beim Lautsprecher in der Theorie auch von einer "unendlichen Schallwand" in Form des geschlossenen Gehäuses zur Verhinderung des akustischen Kuzschlusses spricht, müsste man als Analogie beim Plattenspieler von einer "unendlichen Wegstrecke" als theoretischen Idealzustand sprechen. Wie auch beim Lautsprecher ist zu viel Dämpfung hier genau so schlecht wie zu geringe. Zuviel Dämpfung macht es undynamisch und lahm klingend. Zu wenig bedeutet ein Verlust an Transparenz und Durchsichtigkeit duch überpacen des Gesamtschwingsystems. Ein guter Indikator wie wirksam/unwirksam die Dämpfung in diesem 3.) Schwingkreis ist, ist das Rumpelgeräusch. Ein sehr niedriger Wert lässt sich nur mit einer hohen Dämpfung erzielen. Allerdings lässt sich durch relativ hohe Mit-kopplung, wie zB. bei alten Reibradlern mit ihren gut leitenden Stahlplatinen zu hören, ein enorm "schneller" dynamischer Klang erzielen. Man muss das also differenziert betrachten. Ich habe deshalb bei all meinen Plattenspielern, so es denn möglich ist, die Tellermatten entfernt. Einmal ist es vorteilhaft für den VTA, der 1-2° gewinnt und der Klang nimmt dramatisch an Geschwindigkeit und besonders an Klarheit in der Basswiedergabe zu. Wichtig ist es dabei die Platten mit Hilfe der Michell Clamp fest an den Teller zu pressen. Sonst kann es durch den sich eventuell bildenden Hohlraum wieder zu unerwünschten Resonanzen kommen. Bei den kleinen Duals mit loser Achse benutze ich ein Klemmgewicht von ca. 600gr. Wichtig ist es jedoch das Tellerlager nicht zu überlasten.

Kenwood hat während der Plattenspielerhoch-zeit 1980 mit dem L07D einen all diese Dinge berücksichtigenden, und damit einen schlicht als "endgültig" anzusehenden Plattenspieler auf den Markt gebracht. Wie sie das geschafft haben ? Man hat einen fähigen Ingenieur mit dem L07D beauftragt und ihm völlig freie Hand dabei gelassen. Das Entwicklungsziel ? Ein Plattenspieler der in der Lage ist die in der Rille enthaltenen Informationen zu 100% in Musik umzusetzen. Das ist dabei rausgekommen :

Dämpfung des Kenwood LT07D durch komplexe StrukturenDämpfung des Kenwood LT07D durch komplexe Strukturen

 

                                                  Rumble - better than -94dB DIN weighted


Zargenklang: Gibts sowas ? Ja, das ist ein nicht unerheblicher Einfluss auf den 3.) Plattenspielerschwingkreis, die Energieaufnahme in diesen Schwingkreis passiert über das Chassisblech, also der Verbindung von Teller und Tonarm. Wie kommt das bei der Zarge zustande ? Sobald man einen (Holz) Zylinder auf einer Seite schliesst, bildet sich ein Hemholtzresonator, kennt jeder von einer Bassreflexöffnung am Lautsprecher. Ein Helmholtz-Resonator besteht aus einem Feder-Masse-System. Hierbei sind ein großer Hohlraum (der betreffende Hörraum) und ein kleiner Hohlraum (das Helmholtz-Resonator-Volumen) über einen Kanal (Helmholtz-Resonator-Fläche und -länge) miteinander gekoppelt. Bei einer bestimmten Frequenz (der Helmholtz-Resonator-Frequenz) beginnt der kleine Hohlraum zu schwingen und entzieht dem Hörraum Energie, die er in unseren speziellen Fall, in konzentrierter Form jetzt an das Chassisblech, als nachgiebigsten Teil des Resonators, weiterreicht. Die Frequenz des Helmholtz-Resonators ergibt sich wie folgt:

        f = 54.61 × √(π × R²/(V × (l + (π/2 × R))))

         mit

         f = Frequenz [Hz]

         V = Volumen des Resonators [m³ = cm³/1000000]

         l = Länge des Kanals in [m = cm/100]

         R = equivalenter Radius der Fläche des Kanals [m = cm/100]

         √() = Quadratwurzel

         π = 3.1416

         Der Wert 54.61 ergibt sich aus Schallgeschwindigkeit geteilt durch 2π in m/s.

        Damit liegt sie zB. bei den grossen Dualzargen mit R=10cm, l=40cm, Volumen ca. 4 Liter) bei  ~200Hz

         
Den Kanal bildet die umlaufende Ritze des in der Regel federnd aufgehängten Chassis. Die Kanallänge ist in unserem Fall die Dicke des Materials der Zarge. Alle Undichtigkeiten im Chassis erhöhen die "Unschärfe" des Resonators. Das heisst die wirksame Bandbreite wird erhöht. Die geschlossene Bodenplatte der Zarge ist eigentlich entscheidend. Sie ist auch bewusst bei vielen Drehern sehr weich und nachgiebig gebaut um die Auswirkung als Helmholtzresonator zu minimieren. Das wird eigentlich immer abfällig als "billig" abgetan. Macht aber eine Menge Sinn. Wer zB.mal einen Luxman (Mico-Seiki) PD291 besessen hat, weiss das da Ober- und Unterteil aus Weichfaserplatten bestehen um eine gute Bedämpfung zu erreichen. Das hat bei der Nobelmarke sicher nichts mit billigerer Herstellung zu tun. Sicher ist Plastik nicht optimal, aber besser als ein wirklich akustisch "harter" Boden. Die "Ebel" Zargen gibts deshalb auch nur OHNE Boden. Weil jedes schliessen dieses 4eckigen Zylinders den Helmholtzeffekt hervorruft. Das heisst die Luftsäule fängt durch Resonanz an zu schwingen und überträgt das genau in Stossrichtung auf die Chassisplatte. Weil dort sich das offene Ende des Helmholtzresonators befindet. Lenco hat das früher zB. sehr geschickt gelöst, in dem der Helmholtzeffekt von der Chassisplatte weg arbeitet. Das Chassis ist dort mit dem Vierkant der Zarge oben festverschraubt und schwingungsdicht. Nach unten Richtung Stellfläche ist die Zarge offen und der Druck des Helmholtzeffektes wirkt von der Platine weg. Das ist der Grund warum die Lenco's früher vorzugsweise in Discotheken eingesetzt wurden, weil "Null" Erregung durch Rückkopplung über diesen Zargeneffekt. Wer einen hat, wird das bestätigen.....Man wird also egal mit welchen harten Material man den Boden verschliesst den Helmholtzeffekt hervorrufen. Je härter das Material je effektiver wirkt er. Am besten ist ein nach oben UND unten offenes Viereck als Zarge.


Wie "klingt" der Antrieb ? Reibradler  klingen dynamischer als Riementriebler. "Reibradsound" sagt man gerne dazu. Was ist da dran ? Beim Plattenspieler ist der Antrieb unmittelbar durch Krafteinwirkung und darauf reagierende Bremsmomente der modulierten Rille daran beteiligt, den Ton entstehen zu lassen. Da wirken sich Feder- und Dämpfungseffekte des Antriebes, bzw dessen Übertragungsglieder, sich direkt auf Anstieg und Impulsgenauigkeit aus. Das heisst die Bremskraft der modulierten Rille an der Nadel ist nichtlinear.  Die Audio hat dazu 1981 einen Versuch mit einem 3Khz Burstsignal einer Testplatte gemacht. Es fehlten am Ende 4Hz durch die Bremswirkung der Nadel in der Rille ! Man kann sich das am einfachsten mit dem Wedeln und Querfahren beim Skilaufen verbildlichen. Die Schwerkraft (Am Plattenspieler der Motor) zieht einen den Hang hinunter, durch das querstellen (Modulation) der Skier bremst und stützt man sich gegen diese Kraft ab. Auch hier ist die Reibung (Reibungskonstante) durch den Schnee immer dieselbe. Je weniger man wedelt also geradeaus "Schuss" fährt, je schneller wird man. Je mehr man quer steht, je langsamer wird man. Diese Bremskraft der Rillen-Modulation kann nach dem 3.) Newtonschen Gesetz nur mit einer entsprechend genau dem entgegen wirkenden Beschleunigungskraft neutralisiert werden ! Masse oder die Grösse ändern an Newtons Gesetz kein einziges Jota. (Siehe den berühmten Fallversuch am Turm von Pisa von Leonardo Da' Vinci) Eine Verdoppelung der Masse verringert das Nadel Bremsmoment zwar um die Hälfte, verdoppelt aber auf der anderen Seite die notwendige Kaft die jetzt nötig wird um das Bremsmoment zu egalisieren. Ein Null Summenspiel und sicher der meistverbreitete physikalische Irrtum den man bei Laufwerken sowohl von Laien als auch angeblichen "Fachleuten" zu hören bekommt ! Deshalb sind leider schwere Teller völlig kontraproduktiv, weil die winzigen Motoren dann gar nicht mehr in der Lage sind diese Masse so zu beschleunigen wie sie von der Nadel gebremst werden. Das gelingt nur mit einem Antriebskonzept das blitzschnell bremsen und beschleúnigen kann mittels sehr hohen Drehmoment und entsprechender optimaler Tellermasse. Ab einer Masse von ca. 10Kilo wird allerdings der Bremsfeffekt im Verhältnis zur Trägheit der Masse immer geringer ausfallen und der Dreher eine ähnliche Dynamik entwickeln können wie ein leichter quartzgeregelter DD. Problematisch bleibt die hohe mechanische Belastung des Tellerlager auch und gerade in vertikaler Richtung (Führung) und die dadurch bedingte extrem gute Kopplung an die Tonarmbasis. So das sich hier zwangsläufig verstärkt Effekte der Rück-/Mitkopplung des 3.) Schwingkreises ergeben müssen. Im elektrischen Ersatzschaltbild dieses Schwingkreises bildet die Tellermasse bekanntlich den Kondensator mit entsprechend hoher negativer Speicherwirkung.

 

Warum klingt der Reibradantrieb so dynamisch ? Das ist recht einfach, durch die Übertragungsart mittels selbst klemmenden Reibrades  zwischen Innenteller und Antriebswelle ist kein Schlupf möglich und am Teller steht das gesamte Drehmoment des kräftigen 220 Volt Motors zur Verfügung. Elektromotoren haben durch ihre Bauart einen eingebauten "natürlichen Servomechanismus" der sie in einen, durch ihr Drehmoment und der Last vorgegebenen Fenster, selbsttätig immer auf Nenndrehzahl hält. Werden dazu auch noch 220 Volt Synchron-motoren verwendet stehen diese in ihrer Regelgenauigkeit guten Quartz Direktantrieben nur wenig nach. Die Tellerdrehzahl wird dann mit der Genauigkeit der Netzfrequenz gehalten. Durch Einsatz spezieller 220Volt Netzstabilisatoren die intern mit einen Quartzteiler arbeiten lässt sich die Regelqualität noch erheblich steigern. Beim Riemenantrieb steht für das Regeln nur ein Bruchteil der Kraft, des sowieso schwachen Gleichstrom Motörchens zur Verfügung. Deshalb bleibt dieser Mechanismus des E-Motors dort nahezu wirkungslos. Im Riemen selber wird dennoch viel Schwingungsenergie durch das ziehen in die eine Richtung, und das drücken in die andere eingespeist. Das wird noch forciert wenn man für Riemenantriebe Wechselstrommotoren benutzt. Durch das immer vorhandene Polruckeln wird hier ein vielfaches an Schwingungsenergie wie bei einem Gleichstrommotor in den Riemen geleitet. Je länger die beiden "freien" Enden des Riemens sind, je grösser ist der wirksam werdende Schlupf, durch Kontraktion und Extraktion des Gummis. Es fehlt die "harte" Ankopplung des Teller zum Antrieb wie bei Reibrad oder Direktantrieb ! Durch die fehlende Regelreaktion des Antriebs auf das Nadelbremsmoment werden Impulse im Anstieg (Rechteckverhalten) verschliffen. Das Signal klingt "weich", leblos und oft etwas diffus. Feinste dynamische Details der modulierten Rille können nicht mehr korrekt aufgelöst werden. Durch dieses Klangbild können sich auch recht unselige Allianzen mit Moving Coil-systemen bilden. Der oftmals bassarme und helle Character dieser Systeme wird durch den "soften" Antrieb wieder etwas erträglicher. Das immer noch helle Klangbild wird dann sehr oft mit "Dynamisch" verwechselt. Fehlender Tiefton wird als "Neutral" interpretiert. Musikalität, Genauigkeit und Durchhörbarkeit des Klangbildes gehen verloren. Was die Besitzer solcher Setups dazu treibt,  wiederum vermeintlich "noch höher" auflösende MC's, einzusetzen, um das wieder auszugleichen. Ein wunderbares Beispiel wie man durch Nichterkennen der wahren Ursache sich immer weiter von dem entfernt was man eigentlich wollte : Zufrieden Musik hören. Es gibt natürlich auch gut gemachte Riemenantriebe. Dazu zählen zB. alle die mit einem extra breiten und harten Riemen mit passenden drehmoment starken Motor und entsprechend geringer Tellermasse antreten (Stichwort : String). Ein gutes Beispiel ist das von Dr. Götz Wilimzig (Buch "Höchst Empfindlich") und seinen Freundeskreis initierte Laufwerk mit extrem drehmomentstarken geregelten DC Motor und "Tape" antrieb des ultraleichten Teller. Oder der Versuch die "freie" schwingfähige Länge des Riemens extrem kurz zu halten. Der "Gummibandeffekt" ist dort dann lange nicht so ausgeprägt. Optimal ist für diese Antriebsart ein, wie beim Direktantrieb über die Tellerdrehzahl geregelter Antrieb, wie er zB. früher bei Phillips  am 777, 877 und 977, und bei Dual am CS5000 verwendet wurde. Das kann auch den Gummibandeffekt nahezu egalisieren, da die Regelung dessen Schwankungen mit einschliesst.

 

Kann man Gleichlaufschwankungen unter 0,1% wirklich hören ? Ja nur anders als man es vermuten würde. Es hat mehr mit der un-konstanten Antriebskraft zu tun, es klingt umso "unschärfer" und runder durch die Nachgiebigkeiten im Antrieb. Egal ob es sich um einen nur Frequenz-servo geregelten DD oder Riemenantrieb handelt. Schlechte "Konstanz" bedeutet schlicht einen Verlust an Auflösungstiefe und Transparenz.

 Wieder aus dem L07D Prospekt, das Vektoren Diagramm der Bremswirkung der modulierten Rille. Der pinkfarbene Vektorpfeil stellt die Bremskraft der modulierten Rille dar. Je mehr "quer" zur Drehrichtung die Rille verläuft je höher wird dieser Vektorpfeil.

 

Brems VektorenBrems Vektoren

 

                Wow and flutter - less than 0.02% (WRMS)
                Load fluctuation - 0% (within 120g of tracking force)
                Transient Load fluctuation - less than 0.00015% (at 33-1/3 rpm, 400Hz, 20g.cm load)
                Transient Load fluctuation - less than 0.00008% (at 33-1/3 rpm, 1000Hz, 20g.cm load)

 

Ein gutes  Beispiel für einen Drehmomentstarken Direktantrieb ist der Technics SL1200. Als Discotheken Dreher gebaut, zeigt er warum er gerade da so erfolgreich war. Druck und Attacke sind dort gefragt und das kann er perfekt. Als Optimum im Antrieb ist sicher ein Drehmomentstarker Quartz-geregelter DD mit nicht allzuschweren Teller anzusehen. Wichtig ist aber das WIE der Regler den Antrieb regelt. Da gibt es entscheidende Unterschiede in der Qualität. Vor allem, wenn man sich vor Augen hält, wie klein zB. die mechanische Amplitude eines -50dB, 1Khz Tones ist. Exakt 0,000158mm, oder 1580 Ängström bzw. die Hälfte der Wellenlänge von blauem Licht. Das sind gerade mal eintausend Kohlenstoffatome aneinander gelegt. Daran kann man schon erkennen wie sensibel der Ton aus der eingepressten Rille, auf rein mechanische Schwankungen und anderen äusseren Enflüssen reagieren kann. Wobei es dann schon beeindruckend ist, wie ein vergleichsweiser "einfacher" Antrieb wie der Reibradantrieb hierbei so gut weg kommt.

Der DJ Profibereich ist es auch, der heute wieder Plattenspieler herausbringt, die sich am L07D und der zugrundeliegenden Physik ausrichten. Bestes Beispiel ist der American Audio HTD 4.5 der mit seinem High Torque Antrieb von 4,5Kilo/cm und seiner hocheffizienten Chassisdämpfung einen L07D zum Minipreis darstellt. Besser kann man zur Zeit mit einem Neugerät keine Platten hören. Bei mir mit einen Sonus-Dimension 5 das Maß aller Dinge. Der Dreher reagiert auf geringste Änderungen in den verschiedenen Schwingkreisen unmittelbar, auch der Tonarm ist mit seiner Stabilität und den guten Lagern am guten Gelingen des ganzen beteiligt. Egal ob dämpfende Matten oder Plattenklemme auf nackten Teller, man hört sofort den Unterschied. Das zeichnet einen guten Plattenspieler aus.


Schwerer Teller oder leichter ? Es muss das das richtige Gewicht zu Antrieb und Lagerung sein. Grundsätzlich speichert viel Masse, viel Energie. Das wirkt sich stark auf das Abklingverhalten des grossen 3.) Plattenspielerschwingkreises aus. Warum sind alte Wechsler mit schweren Tellern noch mehr im Nachteil, gegenüber den Leichtgewichten ? Alle Wechsler benutzen eine durch den Mittelstift gehende Mechanik zum Plattenwechseln. Daher muss das Tellerlager "Hohl" sein und wird durch ein liegendes Kugellager gebildet, das auf einer Art "Brücke" sitzt, um die Kurvenradmechanik aufnehmen zu können. Wie eine richtige Brücke, kommt diese Lagerbrücke leicht ins schwingen, je grösser das auf ihr lastende Gewicht des Tellers ist, umso leichter gelingt das. Daher klingen die beliebten Wechsler-Reibradboliden wie Dual 1019, 1219, oder PE 2020 nicht so gut, wie ihre kleineren Brüder Dual 1015, 1218 oder PE 2018, 2014. Klanglich stellt sich das in Timingfehlern und etwas undynamischeren, relativ stark gedämpften Auftritten, als die kleineren dar. Der kleine Teller ist einzig optisch gewöhnungsbedürftig. Je geringer die Anlagefläche der Platte zum Teller ist, umso weniger kann der 3.) Plattenspielerschwingkreis hier Schaden anrichten. Wie bei Lautsprecherboxen, ist das "Spikeprinzip" auch beim Teller optimal. Siehe dazu auch die Transcriptormodelle, die das auf die Spitze getrieben haben. Bei Dual ist der "kleine" 1218 der in dieser Richtung optimalste Dreher. Die Platte liegt hier nur aussen auf einen umlaufenden Gummiring auf. Der Arm des 1218 ist ein aussergewöhnlich gut gelagerter und ideal kardanisch gestalteter Ultraleichttonarm. Nach meinen Messungen liegt er in bewegter Masse ungefähr bei 6,5gr. Auch hat er die für die alten 15°Systeme unbedingt benötigte +4° Wechsler Tonarmhöhe und ist dann mit dem original dazu gehörenden Spurwinkelheadshell ein nahezu idealer Plattenspieler mit Synchronantrieb.

 

Antiskating : Der Skating-Effekt wurde in den 50er Jahren von B&O Ingenieuren bei Verzerrungsmessungen an einer Monorille (!) aufgedeckt, die sich darüber wunderten das bei der Addition der elektrischen signale von der linken und rechten Flanke, nicht auch der Klirrfaktor ganz egalisiert wurde. Ursache ist unterschiedlicher Anlagedruck auf den Flanken der Rille. Der abgewinkelte gekröpfte Tonarm und der für einen geringen Fehlwinkel unabdingbare Überhang der Nadel, sorgt dafür das jetzt der Nadelpunkt ausserhalb der direkten Zugkraftlinie zum Lager liegt. Es bildet sich eine Kraft-Komponente die den Arm in die Richtung der sich drehenden Platte also nach innen (linker Kanal) zieht. Je grösser der Überhang, je stärker wird die Skating-kraft. Je weicher und nachgiebiger die Nadel aufgehängt, je sensibler reagiert sie auf diesen Effekt in ihrer Aufhängung. Fehlendes und/oder falsches Anti-skating macht sich in guten Anlagen mit einer vorgegauckelten grösseren Räumlichkeit bemerkbar. Es hört sich leicht "sphärisch" an. Der Effekt beruht auf der schon von "Pseudo" Stereo und Quadro her bekannten Phasenverschiebung, hier aber durch den jetzt schief zur Rille gezogenen Cantilever hervor gerufen. Der virtuelle Raumeindruck "verzieht" sich dabei zu einer Raute. Einige Hi-Ender mögen das sogar und belassen es dabei. Bei hart aufgehängten Nadeln macht sich das allerdings weitaus weniger bis gar nicht bemerkbar. Einige besonders schwere Arme für Systeme mit sehr hart aufgehängten Nadeln werden entsprechend auch ohne AS Vorrichtung angeboten.

Allgemein betrachtet kann eine sehr harte Aufhängung der Nadel allerfeinsten Klang-Strukturen nur unvollkommen in der Rille folgen. Durch die harte Aufhängung kann die Kraft der Rillenbeschleunigung nur unzureichend vom Cantilever aufgenommen werden. Die Folge ist das die Nadel - spitze sich zwar seitlich bewegt, das aber ohne den Cantilever auch wirklich zur Seite zu bewegen, er wird jetzt entweder "in sich" im hochfrequenten Bereich oder bei niedrigeren Frequenzen im Gummilager lateral verdreht. Je länger der Diamant, Stichwort: "Stäbchen", je eher passiert das durch den immer grösser werdenden Hebel. Das führt wiederum zu verstärkten Übersprechen und verringerter Phasengenauigkeit = schlechtere Raumabbildung, diffuses Klangbild.

Als zweitstärkste den Arm bewegende Kraft ist das durch das abwinkeln erzeugte Lateral Drehmoment durch unsymmetrische Massenverteilung (Schwerpunkt) auf der virtuellen geraden Verbindung zwischen äusserster Tonamspitze (nicht Nadelpunkt) und dem anderen Ende am Gegengewicht (nicht Lager). Das heisst der Tonarm dreht sich bei allen irgendwie aus der geraden Linie nach innen gekröpften Formen nach rechts. Da der in den Lagern fixierte Arm sich aber nicht drehen kann, drückt ihn diese Kraft nach innen. Bei S-Armen ist das so stark das man entgegengesetzt wirkende laterale Ausgleichsgewichte einsetzt. Die Skalen der besseren S-Arme mit fehlenden Lateralausgleichsgewicht kalkulieren das aber meistens bereits in die Kompensationskraft /Skala ein. Muss man aber wissen zum Verständnis warum sich nicht alles mit der Reibung und deren Zugkraft erklären lässt.

Aus diesem Ansatz heraus hat B&O damals bei der Entdeckung des Skating Effektes auch das (patentierte) Gegenmittel zum Skating gefunden : Ein leicht abgewinkeltes, also nach aussen schräg gestelltes Vertikalllager, das das Lateraldrehmoment des Tonarms umkehrt und ihn nach aussen zieht . Deshalb benötigen alle B&O Plattenspieler keine weitere Skatingkompensation, denn sie ist bereits in die Tonarmgeometrie eingebaut.

Was sich nicht auf die Skatingkraft auswirkt ist die Grösse der Auflagefläche. Das wird ja vielfach von den Gegnern der "Glatte Fläche Testmethode"  auf der DHFI 2, in Unkenntnis der physikalischen Gesetze immer wieder angeführt. Da gilt die Formel : Fr = µ x Fn  Wobei " Fr"die Reibungskraft, "µ" die Reibungszahl, "Fn" die Normalkraft ist. Die Reibzahl "µ" wird auch als Reibungskoeffizient oder Reibungsbeizahl, die Normalkraft "Fn" auch als Anpresskraft bezeichnet. Sowohl die Haft- als auch die Rollreibung sind völig unabhängig von ihrer Auflagefläche. Es ist also für den Skating-Effekt  völlig egal ob die Nadel auf unserer Platte breit auf den zwei Flanken in der Rille oder auf einen winzigen Punkt auf dem glatten Vinyl aufliegt. Hier der Link zur physikalischen Herleitung mit schönen Beispielen :

        Reibungskräfte

Es gibt Methoden wie man das Antiskating auch ohne Testschallplatte recht zuverlässig einstellen kann. Man nimmt eine, bekanntermassen auf Mitte, abgemischte Platte einer Frauenstimme, stellt das AS auf Null und stellt nun solange nach, bis diese Stimme genau aus der Mitte zwischen den, sinnigerweise sysmmetrisch aufgebauten Boxen, kommt. Falls man keine symmetrische Aufstellung der Boxen hat, kann noch eine weitere aber ungenauere Methode zur AS Justierung benutzen. Das ist die "Nadel-aufsetz-methode" Hier versucht man beim aufsetzen der Nadel am Anfang der Platte, das AS so einzustellen, das die Nadel beim aufsetzen auf dem Vinyl, weder nach innen, noch nach aussen gleitet, sondern sanft in die Rille läuft. Hierbei muss man bedenken das die Einlaufrille ein starke Steigung nach innen hat, und eine gewisse Beschleunigung in diese Richtung also normal ist und eingerechnet werden muss. Das beste Einstellmittel ist heute, wie vor 40 Jahren, die DHFI Testschallplatte Nr.2, mit einen glatten Bereich ohne Rillen im Bereich des nach DIN grössten Nadel-Überhangs einer LP. Damit kann man das AS sehr genau und gefühlvoll einstellen. Die Nadel muss dort einfach stehen bleiben, ohne nach aussen oder innen zu gleiten. Die heute, so oft kolportierte Verzerrungs-Testmethode, scheitert zumeist an zu schlagartig einsetzenden Verzerrungen, von einen Testband zum nächsten, meist auch noch in Verbindung mit plötzlichen Springen, so das man da nur auf grobe Schätzungen angewiesen ist wann die Verzerrungen nun beidseitig gewesen sein könnten. Da ist die altbewährte, "Rillenloser Bereich" Methode, doch wesentlich genauer, wie sich auch mechanisch mit Makro-Fotoaufnahmen belegen lässt. Der Unterschied bei normal guten Systemen ist mit und ohne AS äusserst gering. Oft sind es nur 10µ mehr bei korrrekt eingestellen AS. Ein AT 20SLa zB. schafft 100µ verzerrungsfrei völlig ohne AS. Es geht also bei der AS Einstellung vorrangig um eine korrekte Raumdarstellung. Den einseitigen Mehrverschleiss kann man getrost vernachlässigen, genau so sind Abtastverzerrungen mit oder ohne AS überhaupt kein Thema. In diesen Bereich kommt man mit einer normalen Schallplatte fast nie.

Nassfahren ? Der grosse Vorteil beim Nassfahren ist das der Verschleiss erfahrungsgemäss um etwa das 4-fache reduziert wird, sowohl bei der Platte als auch bei der Nadel. Ergänzend kommt hinzu das das Nadelgummi dauerhaft vor Verhärtung durch das ständige benetzen mit Wasser geschützt ist. Das ersetzt aber keinesfalls die penible Trockenreinigung vor jedem Abspielen von Platte und Nadel. Nur so lassen sie sich sowohl Trocken als auch Nass ohne knistern abspielen. Dreckige Flohmarktplatten müssen auch beim Nassfahren vorher auf einer Plattenwaschmaschine gereinigt werden ! Das Problem beim Trockenfahren ist die entstehende statische Aufladung, die den winzigen Staub mit fatalen Folgen anzieht : Einmal vom Diamanten in die Rillenflanke gedrückt, sitzen sie mechanisch so fest das sie meistens auch mit der Waschmaschine nicht mehr entfernt werden können. Wichtig in dem Zusammenhang ist auch das Nadelputzen mit einer Nassbürste vor jeder Plattenseite. Wenn man das nicht vor jedem Nadelaufsetzen macht, wird man gerade beim trockenfahren erleben das die winzigen Partikel an der Spitze regelrecht ins Vinyl gedrückt werden bei jedem Aufsetzen auf die Platte. Am ohrenfälligsten wird dieser Effekt wenn man zB. ein Lieblingsstück hat und das immer wieder in der Leerrille davor ansteuert, wird man hier viel mehr knackser hören als an jeder anderen Stelle der Platte.....Beim Nassfahren werden verbleibende Partikel einfach an der Nadel vorbei gespült ohne bleibende Schäden im Vinyl zu hinterlassen wie beim Trockenfahren.

VTA ? (Vertical Tracking Angle) und SRA (Stylus Rake angle) bilden gemeinsam den CRA (Cut Rake Angle): Das ist wohl die am meisten unterschätzte Einstellung an einen Plattenspieler. Diese Einstellung leitet sich her durch den Winkel des Schneidstichels bei der Herstellung der Matrizenvorlagen zur Schallplattenpressung. Vereinfacht gesagt, ist das der Winkel den der Arm zur Platte mit der Nadel, später beim Abspielen, möglichst exakt wieder nachbilden muss. Im Laufe der Entwicklung der Schallplatte wurde dieser Schneidwinkel auch noch von 15° (Einführung der 45° Stereoschrift 1958) auf 20° geändert. Zu Beginn der 70er begannen nämlich die Plattenhersteller mit unterschiedlichen Arten von Vinyl, und immer grösserer Dynamik, im einsetzenden HiFi Boom die verschiedensten Schneidwinkel zu erproben. Das einsetzende Chaos wurde dann 1975 mit der Festlegung auf 2o° + - 5° auf diese, auch recht grosszügig gehandhabte Toleranz geeinigt, um viele etablierte Hersteller nicht plötzlich als "unkompatibel" in Abseits zu stellen. Damit waren Grado (15°), Shure ( 15° ), Stanton ( 15° ) , Pickering ( 18° ), Decca ( 15° ) und AKG ( 22° ) noch soeben drin. Das schneiden der Platten passierte aber trotzdem seither mit 20° ! Das einhalten dieses Winkels beim Abtasten ist aber letztendlich entscheidend für den guten oder eben miserablen Klang eines Systems beim Abtasten. Je genauer und schärfer der Schliff einer Nadel, je extremer reagiert es auf die Stellung relativ zum Schneidwinkel der Plattenrille, durch den Stichel. Leider gibt es oft nur wenig Möglichkeiten, das durch verändern der Höhe der Tonarmbasis, Plättchen am System oder durch Einstellschrauben am Headshell in beide Richtungen, zu verstellen. Es gibt aber die Möglichkeit sich mit Tellerunterlagen, in dicker oder dünner zu helfen, oder auch Keile zu benutzen. Diese gab es früher zB. von Dual mit genau 4° zu kaufen. Der Grund der 4° der Dualkeile lag in den damals massenhaft verbreiteten Wechslern. Hier wurde der serienmässige Abtastwinkel des Tonarms genau auf die mittlere Platte eines Stapels optimiert. Im Einzelspiel war dann der Winkel nicht 20°, sondern 24°. Auch haben viele  System- Hersteller sich daruf eingestellt, und für Wechsler Tonabnehmer mit "eingebauten" minus von 4° , also ziemlich genau nach der alten Norm ausgeliefert (Das ist aber sehr vorteilhaft mit entsprechend alten Platten). Das war für die Klientel gedacht, die den Wechslermodus aus Qualitätsgründen ablehnten, aber eben einen Wechsler als Einzelspieler nutzen wollten. Wenn der Anbieter diese Systeme wie zB. Grado, heute noch unverändert anbietet, muss man diese Systeme also nicht nach den heutigen 20° Standardwinkel anbauen, sondern zusätzlich das System hinten um genau diese 4° anheben, sonst klingt es total dumpf. Auch die DUAL DMS von Audio Technica sind solche Systeme. Shures M44-75 Serie gehört ebenfalls dazu wie viele andere aus dieser Zeit der 15° VTA Systeme. Darum Obacht, wenn diese alten Systeme dumpf klingen, sind sie nicht schlecht, sondern oft nur im falschen VTA Winkel an einen Einzelspieler verbaut ! Man wird sich wundern, wie elementar man den Klang eines Systems nur darüber verändern kann !

Auflagekraft: Viel schadet viel ? Nein umgekehrt wird ein Schuh draus. Bei zu geringer Auflagekraft besteht die Gefahr das die Nadel in der Rille regelrecht "ins Schleudern" kommt. Wenn dann , was beim trockenfahren eigentlich immer der Fall ist, winzige Staubpartikel am Diamanten haften, hämmert er diese geradezu in die Rillenflanke. Da bekommt man sie auch mit Waschen nicht mehr raus. Die Platte wird also nach und nach immer mehr Knackser bekommen. Man sollte daher immer, bei neuen unbekannten Tonabnehmern, mit der maximal zulässigen AK beginnen, und sich eventuell etwas runterhangeln. Wer eine Messplatte hat, kann das überprüfen. 70-80µ horizontal muss ein guter TA einwandfrei abtasten können. Es reichen aber auch schon 50µ völlig. Danach richtet sich letztendlich die Auflagekraft. Wie stehts mit TA's die 4-5p Ak benötigen ? Das ist eigentlich kein Problem, bei neuen hochwertigen Diamanten ist die Oberfläche so hochwertig poliert, das kein nennenswert höherer Verschleiss an der Rille ensteht.

Hoher Verschleiss des Vinyls, ist eben nicht der hohen AK geschuldet, sondern der gesamten zu "bewegenden Masse" des Tonarms. Ist diese hoch wird  zwangsläufig eine sehr hart eingespannte Nadel benötigt. Durch die hohe aufzubringende De-modulationskraft leiden besonders die sensiblen Hochtonauslenkungen. Sie werden durch die auftretenden hohen dynamischen Fliehkräfte regelrecht glatt "gebügelt". Negativer Höhepunkt ist sicher ein EMT Studiodreher mit weit über 40gr bewegter Masse. Im Rundfunk spielte ja die Beschaffung von immer neuer "Software"  keine grosse Rolle und war von allen notwendigen Studio-Equipment das am preisgünstigsten zu beschaffende "Ersatzteil" !

Es ist übrigens eine Mähr das sphärische Nadeln weniger Verschleiss erzeugen. Im Gegenteil durch die winzige punktförmige Auflagefläche ist der Verschleiss auf dessen "Spur" in der Rille wesentlich grösser als wenn man "scharfe" Schliffe einsetzt. Deren Auflage ist viel grossflächiger und erzeugt deshalb auch weniger Verschleiss. Dieses Märchen begründet sich auf einen Artikel der Stereoplay zum "neuen"  Referenzsystem Elac 796Hsp, Ende der 80er Jahre. Die Standzeiten von damals reisserisch reklamierten "nur" 100h des Elac an einem Test Thorens der Stereoplay, waren wohl auf "andere" Gründe zurück zu führen. Denn der Schliff wurde erstmals in v.d.Huls erster Auftragsarbeit, einem Goldring 900 eingesetzt, und das ohne, das jemand da auch nur ein Wort, drüber verloren hätte. Es war wohl eher gut gemachte Reklame für Van d.Huls erste eigene Firma Elac, der er damals die Phonosparte ab gekauft hatte. Wesentlich wichtiger ist Verschleiss an der Nadel frühzeitig zu erkennen. Es beginnt immer mit zischelnden S-Lauten. Dann ist die Nadel fällig und MUSS gewechselt werden. Bis dahin ist an den Platten noch kein Schaden enstanden. Wer weiter damit abspielt riskiert allerdings, das dieser Zischelton dauerhaft mit dem jetzt scharfkantigen Diamanten, wie mit einen Schneidstichel in die Rille moduliert wird. Äusserste Sauberkeit im Umgang mit seinen Vinyl ist unerlässlich. Jede Plattenseite muss vor dem abspielen mit einer Kohlefaserbürste gereinigt werden. Gerade die Nadel MUSS unbedingt vor jeder Plattenseite aus oben genannten Gründen gereinigt werden. Nur dann kann man seine Platten noch nach Jahrzehnten knackserfrei geniessen. Platten nie über Nacht offen liegen lassen, sie sind regelrechte Staub-Sauger !

Was macht der Tonarm ? Er ist die VARIABLE im Zusammenspiel aller Komponenten. Der Tonarm soll das System und mit ihm die Nadel in einen genau definierten Winkel, am besten genau wie der Schneidwinkel , über die Platte führen. Am besten gelingt das mit einen Tangentialarm, der die Platte so abtastet wie sie geschnitten wurde. Leider sind diese sehr aufwendig und teuer. Die beliebten Dreharme bieten aber einen nicht zu unterbietenden Vorteil, Masse ! Diese wird benötigt damit die Nadel den Arm nicht ständig mitnimmt. Bei den kurzen Revox Stummelarmen zB. gibt es heute eigentlich keine wirklich passenden Systeme mit einer benötigten cu von 40-50/10Hz mehr, damit ausreichend Bässe generiert werden können. Je leichter der Arm, je weicher muss die Nadel sein, sonst kann es unliebsame Allianzen geben im Zusammenspiel mit einen eventuell vorhandenen Subchassis zum Beispiel. Die große unbekannte an einem Tonarm sind seine Lager. Deren Reibung geht unmittelbar in die "bewegte Masse" des Arms ein. Ein rechnerisch zu ermittelnder Wert, der sich aus Gewicht x Länge x Reibung des Arms ergibt. Bei den verbreiteten Resonanz Rechnungen wird der Faktor "Reibung" aber nie berücksichtigt. Gerade die vermeintlich guten Arme mit völlig spielfreien Lagern kommen hier schlecht weg. Die Dämpfung des Arms, also das Produkt aus Reibung und Gewicht, ist hier sehr hoch und damit ungünstig. Das ergibt oft eine sehr undynamische und geradezu leblose Wiedergabe. Da ist weniger (Dämpfung) auf jeden Fall mehr. Man kann sich Nadel und den Tonarm als Einheit wie eine Stange mit Mittellager vorstellen. Vorne ist die Nadel und hinter der Nadelaufhängung der Tonarm. Wenn die Nadel vorne ausgelenkt wird, wird es der Tonarm auch aber in die Gegenrichtung. Wenn man jetzt die Bewegung des Tonarms durch zu stramme, schlechte oder durch solche mit einer viel zu hohen Reibung, quasi "einklemmt" kann er nur noch bei relativ starken, groben Signalen frei schwingen. Die feinen Schwingungen aber, die für eine hohe Detailauflösung an der Nadelspitze stehen, können die Einklemmung des Arms hinten nicht überwinden und werden demnach auch nicht elektromechanisch im Abtaster übertragen. Messerlager a la' Lenco oder SME sind hiervon besonders betroffen, da die Auflagefläche auch extrem gross ist, gegenüber "normalen" Schalen- oder Kugellagern. Daher sind an dämpfungsreichen "Top" Tonarmen sicher die impulsstarken und daher Dämpfungs bedürftigen MC Systeme ratsam. Insgesamt  können sie aber nicht mit einer entsprechend gut harmonierenden vermeintlich "billigen"  Tonarm/Dreher/System Kombination über alles mithalten.

Das Gegenteil dieser hochdämpfenden Arme stellt entsprechend heute der Weg hin zu Einpunktern dar. Der Einpunkter ist ein Sonderfall. Im Prinzip wird beim Einpunkter schwingungstechnisch der Tonarm umgedreht verwendet wie er normalerweise arbeitet. Durch Einsatz eines "harten" unnachgiebigen Systems muss grundsätzlich verhindert werden das der nur auf den zwei Punkten Nadel und Lager aufliegende Arm völlig an Halt verliert. Also im Nadelpunkt stabil und im Tonarmlager instabil. Daher macht es absolut Sinn eine harte Federsteife zu verwenden. Das Tonarmgegengewicht befindet sich jetzt aber am schwingungstechnisch "weicheren" Teil und legt damit zu einen grossen Teil die bewegte Masse des ganzen komplexen Schwingsystems fest. Durch abstimmen von Gegengewicht und dem Systemgewicht legt man die FRes des gesamten Schwingsystems tiefer. Wichtig ist beides gleichzeitig zu verändern sonst kommt das dynamische Gleichgewicht der Kräfte aus dem Tritt.

Gerade oder S-förmige Tonarme ? Der gerade Tonarm hat den Vorteil der geringeren möglichen bewegten Masse, bei gleicher wirksamer Länge. Der S-Tonarm hat aber durch die "längere Leitung" den Vorteil einer längeren Laufzeit für den 3.) Plattenspieler-Schwingkreis. Der akustische Kurzschluss über den Plattenteller wird dadurch zu tieferen Frequenzen hin verschoben.

Es gibt auch günstige Paarungen bei Tonarmlagern von Reibung und Gewicht. Die kleinen Dual 1224 haben zB relativ "schlechte" Lager und erhöhen damit anteilsmässig relativ kräftig die "bewegte Masse" des extrem leichten Arms. Damit lassen sich dann eine sehr grosse Spanne von Nachgiebigkeiten verwenden. Vom harten M44 bis hin zum superweichen Shure V15III läuft dann an solchen Armen einfach alles. Auch der Arm des Elac 50H zB. hat solch eine aussergewöhnliche Paarung. All das beruht auf der Nichtberücksichtigung der dritten Konstante "Reibung" die man zur korrekten Resonanzberechnung aber unbedingt braucht. Solche ansich "rechnerisch" nicht funktionierenden Paarungen, sind  jedem bestimmt schon mal an den verschiedensten Drehern über den Weg gelaufen. Jetzt weiss er warum sie dennoch funktioniert haben !


Was ist dann der optimale Dreher ? Ein (quartz) geregelter drehmomentstarker Antrieb mit starrer Kopplung und exakt zum Dreh- und Bremsmoment passenden Tellergewicht. In einem weder stark dämpfenden, noch übermässig resonierenden, nach oben und unten offenen, (Kein Helmholtzresonator !) Holzchassis, als Basis. Mit einem stabilen Arm (Kein filigraner Leichtbau) von insgesamt ~15 gr. bewegter Masse. Als System eines mit ~cu 40/100Hz. Das ganze auf gute Absorberfüsse gestellt. Das kommt mMn dem idealen Dreher sehr nahe. Wenn man sich die Historie anschaut sieht man, das Mikro Seiki die Plattenspielerschmiede schlechthin, (Welch Zufall ?) exakt sowas von, sehr günstig (OEMs) bis ganz teuer, sehr lange gebaut hat. Das Konzept wurde auch von der Konkurrenz oft kopiert und heute mit den modernen DJ Drehern weiter entwickelt..

 

Magnet System oder Moving Coil System oder was ganz anderes ? Um das besser zu verstehen muss man ein klein wenig in der Geschichte graben. Das "Magnetsystem" wie wir es heute kennen wurde von Elac erfunden. Bereits 1951 erblickt das erste noch monophone Magnetsystem das Licht der Welt. Benötigte Auflagekraft sensationelle 3gr ! 1956 gab es dann das erste Stereomagnetsystem von General Electric, das GE-VR22. In Japan waren es Nagaoka und Denon die sich früh auf den Weg machten. Der Höhepunkt war 1962 das erscheinen des ADC 1 von Peter Pritchard. Das erste System das man mit 1p sicher betreiben konnte, bei einer Nachgiebigkeit von sagenhaften cu30/10Hz !  Mit diesem Magnetsystem begann der Siegeszug der immer leichter werdenden Arme. Ganz im Gegensatz zum Studiobetrieb wo ein sicherer Betrieb nur mit hohen AKs und entsprechenden Armen möglich war. Hier konnte sich das Moving Coil mit seinen traditionell wenig nachgiebigen Konstruktion halten. Auch ermöglichte es Patente geschickt zu umgehen. Aus diesen zwei völlig verschiedenen Scenarien ergeben sich auch heute noch die Einsatzgebiete. An langen und schweren Armen lassen sich diese MC Systeme gut einsetzen. Leider hat das Moving Coil System, durch die geringe Windungszahl die Eigenschaft, eigentlich nur Strom und kaum Spannung zu liefern, und das auch noch mit zu tiefen Frequenzen hin, immer schlechter werdenden Wirkungsgrad. Alle klassischen MC Vorverstärker Schaltungen wollen aber immer eine Spannungs-Quelle sehen. Dafür ist das MC System aber einfach viel zu niederohmig. Es gibt nur ganz wenige Moving Coil Vorverstärker die das System auch als Stromquelle schalten. Zum Beispiel den Hiraga MC1 oder noch käuflich zu erwerben, Aqvox Phono2CI.

Problem ALLER Übertrager, und da schliess ich Röhrenendstufen ein, sind immer die Enden das Frequenzbereichs. Vorteil ist eine phasenrichtige Übertragung des Eingangssignals bis hin zu diesen "Problem-enden" Was Übertragern fehlt sind Phasenverschiebungen zwischen Eingangswiderstand und Steuerstrom weil der Eingangswiderstand = Wicklungswiderstand ist ! Eingangsstrom und Steuerstrom sind ein- und dasselbe ! Deshalb klingt das sicher besser als konventionelle MC-Pres die einen realen Eingangswiderstand mit entsprechenden Spannungsabfall und Stromfluss haben, und einen paralell dazu agierenden "echten" Steuerstrom des Eingangstransistors, der aber zwangsweise phasenverschoben ist zu dem Spannungsabfall über den Eingangswiderstand ! Zumal auch noch phasenverschoben heftigst gegengekoppelt wird um die Verzerrungen in den Griff zu bekommen. Der AIKIDO MC Pre zB. benötigt aber genauso wie die AIKIDO MM stufe, keinen Steuerstrom, sondern nur eine Steuerspannung. Mag sie auch noch so gering sein. Er besitzt keine Gegenkopplung. Die Gruppenlaufzeit ist von 2Hz-20Khz absolut konstant. Somit fällt die Phasenverschiebung zwischen künstlichen Eingangswiderstand und dem realen Widerstand der Transistor-Eingangsstufe völlig flach. Es gibt einfach keine ! Damit ist der grösste Vorteil von Übertragern egalisiert. Die von mir genannten Nachteile besitzt er ohnehin nicht. Dennoch wird die prinzipiell durch die sehr geringe Spulen-Induktivität des Moving Coil Systems bedingte schlechtere Tieftonwiedergabe damit nicht beseitigt. Der dazu immer benötigte Spanndraht (sonst schleift das System auf der Platte) tut sein übriges um tieffrequente Auslenkungen zu behindern.

Moving Coilsysteme besitzen auch keineswegs eine geringe bewegte Masse, das kann der Sonderfall des Magnetsystems, das Moving Iron, erfunden von Peter Pritchard mit dem Nachfolger des ADC1-3 dem ADC "Point four" (.4) 1965, am besten. Hier ist der Magnet nicht mehr am Cantilever angebracht sondern magnetisiert ein winziges Permalloy Metall am Endes des Cantilevers in seinen Kraftfeld. Der Effekt ist der selbe wie beim Magnetsystem, nur mit wesentlich geringerer "bewegter" Masse von ca. 0,15mg (ADC XLM). Durch die grossen Induktions-spulen ist auch ein Anschluss als Spannungsquelle mit relativ niedrigen Innenwiderstand möglich.

Als ideale MC Kombination ist sicher ein EMT Studiodreher als komplett aufeinander abgestimte Einheit anzusehen. Aber....allein das System wiegt 17,5gr inklusive Tonarm mit 35gr kommt man auf 52,5gr bewegte Masse bei einer Nachgiebigkeit cu 15 !  Eine "Neumannsche" Frequenz-Messplattte jedenfalls kann damit bei "nur" 2gr. AK, ca. 20 mal abgespielt werden, dann ist sie schlichtweg hin. Der Hochtonpegel ist aber bereits beim 5. abspielen schon deutlich reduziert. Wie eure wertvolle Plattensammlung danach aussieht überlass ich der Fantasie des einzelnen.

Wer sich also für ein MC System entscheidet braucht unbedingt eine passenden schweren Arm und einen erstklassigen MC Vor-vorverstärker. Das sind nicht unbedingt die vielen kleinen "Op-Amp" basierten Pres unter 1000€. Damit ist keine Räumlichkeit (Phasengenauigkeit im Tiefton) bei der Wiedergabe möglich (Erklärung siehe oben und auf der "Philosophie" Seite) An "normalen" Armen unter 20gr machen normale MC Systeme absolut keinen Sinn. Das ergibt dann das ewig hochtonkreischende MC System, wie die meisten es kennen, und manchmal sogar schätzen. Mit erstklassiger High Fidelity hat das aber ganz sicher nichts zu tun. Die aktuelle Verbreitung von MC ist in deren recht schlichten Herstellungsprozess begründet. Es genügen ein paar Windungen auf ein Plastikkreuz und ein starker Dauermagnet. Dazu noch eine gut geschliffene Nadel und am wichtigsten, ein gutes Marketing, fertig ! Selbstverständlich liegt das überwiegende Angebot im Spitzensegment auch in den damit zu erzielenden Gewinnmöglichkeiten begründet. Die Margen sind ja geradezu astronomisch und entbehren jeder wirtschaftlichen Grundlage. Weder Arbeit noch Material rechtfertigen jedenfalls Preise jenseits der 1000€. Solange aber die "Testergebnisse", immer nach dem aktuellen Verkaufspreis ausfallen, wird sich daran wohl auch nichts ändern....und wenn man sich den alten und bestimmt noch nicht "gekauften" Test zum Grace F9 mal durchliest und wen es damals alles hinter bzw mit gleichgezogen hat, dann weiss man das MC Systeme nur Mittel zum Geld verdienen der Hersteller sind :
       

Tested in the article from The Absolute Sound 17, 1980. As a synopsis, here is the Editors choice:

"***The grace F9E Perhaps the best moving magnet ever made, and certainly something the Brothers Shure should hear, since the cartridge has a brilliantly convincing ability to portray the sound stage in all its dimensions and a harmonic accuracy better than all of the moving coils. The lack of background noise that accounts for the "purity" of the moving coil sound is, however, not equalled here, so there is the slightest sense of grain, although the Grace does possess a remarkable freedom from veiling (unlike many moving iron designs). Tracking is better than the Koetsu, but not so good as the very best. at the price, about $160, it is, without a doubt, the maximum most-for-the-money in cartridges today."

        Absolute Sound divided cartridges into 6 categories, of which the F9E was in Category A along with:
        The Mark Levinson
        The Koetsu
        The Grace F9E
        The Linn Asak
        The Dynavector Ruby
        The EMT
        The van Alstine/Sonus Dimension Five
        The Grado Signature IIIa Revised"

Übrigens ist Karl Breh aus genau diesen Grund 1983 aus dem Braunschen Verlag ausgeschieden. Er hielt es mit seiner journalistischen Freiheit für unvereinbar Testergebnisse nach Einahmen aus dem Anzeigengeschäft zu gestalten. Heute ist keine einzige Journalie mehr frei davon.

Die einzigen Anbieter heute noch von neuen MM oder MI systemen, sind diejenigen Firmen, die ihre Wickelautomaten aus den 60-70er Jahren erhalten konnten. Ohne diese lassen sich 4-Spulen Kreuzträger mit mehreren tausend Windungen pro Spule nicht mehr kostendeckend herstellen. Als ideal für normales "Home HiFi" ist sicher ein mit geringster bewegter Masse baubares Moving Iron system anzusehen wie es sie in höchster Vollendung zB von Peter Pritchard (ADC und Sonus mit 0,2mg dynamischer masse ) gab. Aber auch Empire, Nagaoka oder Goldring mit seiner 900er Serie (Arjen v.d.Huls erster grosser Auftrag!) hatten in den 80ern den goldenen Wurf gelandet. Besser geht es nicht, höchstens anders.

Ein letzter Satz zu den im Netz hochgelobten SAS Nachbauten von Jico/Japan. Problematisch wird es bei den Systemen bei denen die Cantilever Resonanz vom Originaleinschub mit Hilfe des hochgiftigen und daher auch zu Recht heute verbotenen extrem harten Berylliums, auf weit über 30Khz gelegt wurde. Das schafft man mit dem relativ "weichen" Boron der Jico nicht mehr. Für ein Shure V15TypV zB. das im Original eine Cantilever Eigenresonanz von ~36Khz hat, bedeutet das mit der Jico SAS nur noch auf ~16Khz zu kommen. Um das dadurch entstehende extreme Hochtonpeak zu glätten benötigt man eine Kapazität von insgesamt 770pF und 26KOhm als Abschluss ! Auf der Strecke des linearisierten Frequenzverlaufs bleibt dabei leider die Sprungantwort.

Fazit: Mit Hilfe der von mir beschriebenen realen physischen Zusammenhänge, lässt sich jedes Klangverhalten der Einzelkomponenten, in einer Dreherkombi berechenbar vorher sagen. Egal ob, Masselaufwerk oder Reibradwechsler, für alle gelten die gleichen physikalisch-akustischen Gesetzmässigkeiten. Es gibt kein Voodoo, oder die Magie des Geldes.....Merke: Ein wirklich guter Plattenspieler klingt mit jedem System anders, weil jedes System anders ist..... !